Trainingsmarkt. Beratungsmarkt.
Der Markt für Training im und für das Projektmanagement ist
sowohl für Experten und erst recht für Laien unübersichtlich. So
wird es auch bleiben, denn die Inhalte und Formen des
Projektmanagements werden sich weiter entwickeln und differenzieren.
In der Umgangssprache werden häufig alle Formen des Trainings und
der Beratungen und Unterstützungen des Projektmanagements als
"Projektmanagementtraining" bezeichnet und manchmal auch als solches
"verkauft".
Die Interessen an Trainings und Beratungen, (gleich welcher Art
und auf welche Weise), unterscheiden sich erheblich:
- Für die Anbietenden sind die Trainings- und
Beratungsleistungen ein Geschäft, wenn Sie hierfür bezahlt
werden.
- Für die internen Personen, die Trainings- und
Beratungsleistungen für Kollegen und Kolleginnen erbringen
(dürfen, können, müssen), bedeuten die Trainings- und
Beratungsleistungen oftmals einen zusätzliche Aufwand, den sie
so klein wie möglich halten (wollen, dürfen, müssen).
- Für die Personalbereiche geht es um "formale Nachweise",
dass ein Mitarbeiter auch "im Projektmanagement qualifiziert"
sei". Eine Urkunde mit einer entsprechenden Bestätigung reicht
bisher noch, um das entsprechende "Kästchen" anzukreuzen. Was
und wozu wirklich qualifiziert wurde, interessiert nicht.
- Die Personen, welche die Projektleitung leisten, erhalten
für die bewiesene (!) Kompetenz keine "Urkunde, die in der
Personalakte abgeheftet" werden könnte: Sie sind (!)
qualifiziert, weil sie sich die Qualifikation in der Praxis
erarbeitet haben, können es aber nicht "formal" beweisen oder
zumindest belegen. Sie sind deshalb häufig nur am Erwerb einer
"Urkunde" interessiert, welche ihre (längst gegebene)
Qualifikation bestätigt. Sie sollte dann jedoch von "namhaften"
Personen oder Organisationen ausgestellt sein.
- Neulinge im Projektmanagement wollen rasch vom besonderen
Status profitieren, suchen und finden deshalb häufig rasch
(externe) Angebote, die "Standards" vermitteln. Einige wenige
reichen, um eine Urkunde zu erhalten, die bestätigt, "im
Projektmanagement qualifiziert" zu sein. Beliebt und besonders
geeignet sind Trainings für den Einsatz von Werkzeugen in der
Projektmanagement-Unterstützung, häufig handelt es sich um
Tabellenkalkulationsprogramme und Arbeitshilfen.
- Die Kostenträger für die Trainings und Beratungen im und für
das Projektmanagement sind an "Effizienz" interessiert. Meistens
werden deshalb Angebote bevorzugt, welche vorgeben, rasch,
intensiv und in großer Tiefe und Breite die "Qualifikation im
Projektmanagement" zu vermitteln. Wenn der Preis stimmt, wird
nicht hinterfragt und im Zweifelsfall auch nicht bemerkt, wenn
die Missverhältnisse versprochener und tatsächlich leistbarer
Qualifizierung eigentlich offensichtlich sind. Die nicht
erfolgte, weil nicht mögliche gewesene gründliche Qualifizierung
wird den Teilnehmenden zur Last gelegt.
- Die Nachfragenden nach Trainings und Beratungen wissen in
der Regel nicht ausreichend, welche Qualifikationen sie bereits
mitbringen und welche durch die Trainings und Beratungen ergänzt
werden sollen. Sie sind angewiesen auf die Empfehlungen oder auf
die Muster, "was immer gerne genommen wird" und "was bekannt ist
und sich bewährt hat". In der Regel brauchen Sie für eine
Teilnahme an entsprechenden Trainings und Beratungen auch keine
besonderen Begründungen liefern oder den Qualifizierungsbedarf
begründen. Die Trainings und Beratungen pflegen den allgemein
üblichen Standard, zumindest so, wie er von den entsendenden
Organisationen verstanden und von den Anbietenden unterstützt
wird.
- Ist der Projekteinsatz abgeschlossen, erhalten die
verdienten Personen oftmals eine Anerkennung derart, dass sie an
einem Training oder an einer Beratung ihrer Wahl teilnehmen
dürfen und können. Es kommt eher auf die Höhe des Incentives an
als auf den Anspruch, dass auch eine Qualifikation vermittelt
wird. Jeder Anschein, dass eine Nachqualifizierung erfolgen
würde, wird vermieden.
- Zeigen sich Muster von Schwachpunkten oder Mängeln im
Projektmanagement, werden im Gießkannenprinzip alle denkbaren
Personen "geschult" und auf den aktuellen Stand gebracht. In der
Regel soll es schnell und kostengünstig sein. Die Teilnahme an
Standardtrainings wird verordnet: Die Teilnahme bringt die
gewünschte "Urkunde".
Sobald es um mögliche oder geforderte "Zertifizierungen" geht,
wird der Trainings- und Beratungsmarkt noch undurchsichtiger: Es
geht häufig nur noch um die "Zertifizierung", nicht um die
Kompetenzen im Projektmanagement.
Mahnungen:
Auch im Markt für Training, Beratung und andere in Persona zu
erbringenden Leistungen rund um das Projektmanagement gilt der
Grundsatz: Angebot und Nachfrage regeln den Preis:
Die Anbietenden "liefern", wofür sie Geld erhalten.
Die Nachfragenden erhalten, wofür sie Geld ausgeben.
Die Leistenden beschränken ihre Leistungen auf das Bestellte.